Wer kennt es noch, das Geräusch, wenn die Nähmaschine ratterte und unter den geschickten Händen der Oma nicht nur Kleider, sondern auch Vorhänge, Tischdecken und Kissenhüllen entstanden? Viele Menschen kennen Nähmaschinen nur aus Filmen und Reportagen. Nicht einmal mehr ein Loch im Socken stopfen unsere Mütter, geschweige denn, dass der Vater einen Knopf wieder annäht. Aber Halt! Ein paar dieser Menschen gibt es noch, bei denen die Nähnadeln glühen und das Singen der Nähmaschinen die Luft erfüllt. Allerdings nähen diese Menschen nicht mehr aus der Notwendigkeit heraus, sondern haben das Nähen als Hobby entdeckt. Wie kam es zu dieser Änderung?
Wie alles begann: Eine kurze Geschichte des Nähens
Der Umgang mit Nadel und Faden gehört seit Jahrtausenden zu den Handwerkskünsten der Menschen. Schon vor 20.000 Jahren begannen die Menschen damit, Kleidung aus Fellen, Tierhaut und Flachsfasern zu nähen. Als Garn dienten nach archäologischen Erkenntnissen Pflanzenfasern oder Tiersehnen. Die Nadeln, die bis heute ihre Form fast nicht verändert haben, wurden aus Knochen, Horn von Tieren oder Fischgräten gefertigt.
Nähen war eine Fertigkeit, die es den Menschen ermöglichte, Kleidung gegen die Kälte und als Schutz vor dem Regen und Schnee herzustellen. Aber die Materialien wurden auch zu Gebrauchsgegenständen für die Häuser, Werkstätten und landwirtschaftlichen Gebäude oder wie beispielsweise die Taschen für Aufbewahrungszwecke genäht. Mit der Zeit wurden aus einfachen Nähten und simpler, zweckmäßiger Kleidung wahre Kunstwerke geschaffen. Verzierungen und kunstvolle Nahtmuster, Kleidung und Haushaltswaren, die nicht nur zweckmäßig, sondern vor allem optisch auffallend sein sollten, machten aus dem einfachen Handwerk eine echte Kunst. Was allerdings blieb, war, dass das Nähen eine mühsame Pflicht der Frauen war.
Industrialisierung und Automatisierung des Nähens
Das anstrengende und langwierige Nähen mit der Hand wurde im Jahr 1844 revolutioniert. In diesem Jahr erfand Elias Howe die Nähmaschine. Im Jahr darauf bekam er das Patent auf seine Erfindung, die eine frühere von einem gewissen Fisher etwas verbesserte. Die Erfindung von Howe arbeitet mit einem Doppelfaden, also dem Unter- und Oberfadenprinzip, mit dem auch die modernen Nähmaschinen von heute noch funktionieren.
Mit der Industrialisierung und den sich verbreitenden und immer besser werdenden Nähmaschinen begann eine Veränderung im Handwerk des Nähens. Die Arbeit, die jahrtausendelang von Frauen per Hand verrichtet wurde, automatisierte sich. Es war möglich, große Stückzahlen in kurzer Zeit zu fertigen. Das Nähen verlagerte sich von der Wohnstube in die Fabriken. Was sich nicht änderte, war, dass es immer noch Frauen waren, die an den Nähmaschinen saßen.
Das Nähen wird zum kreativen Ausdrucksmittel
Mit der Auslagerung des notwendigen Nähens von Kleidung und Haushaltswäsche aus dem Privatleben wandelte sich der Blick auf das Nähen zu Hause. Der Umgang mit Nadel und Faden wurde mehr und mehr zu einem Hobby. Nähen bedeutet nun nicht mehr Zwang, etwas Nützliches herstellen zu müssen, sondern die Freiheit, etwas Schönes und vielleicht auch etwas Praktisches zu erschaffen.
Warum Nähen als kreatives Hobby heute wieder so angesagt ist, lässt sich in einigen wenigen Punkten zusammenfassen:
- Beim Nähen kann man seine Kreativität ausleben.
- Mit Nähmaschine und den wichtigsten Nähutensilien lässt sich individuelle Kleidung anfertigen.
- Selbstgenähtes ist ein perfektes Geschenk.
- Nähen verbindet und bringt Menschen durch den Austausch über das Hobby zusammen.
- Nähen ist nachhaltig.
- Nähen hält Geist und Finger fit.